Vor einiger Zeit hat Miriam uns ein Video aufgenommen, in dem sie eine einfache Methode erklärt, wie man Endlosmuster mit dem Silhouette Studio V4 erstellen kann.
Für alle, die wie ich, lieber mit schriftlichen Anleitungen arbeiten als mit Videos, habe ich das Plottertanten-Video (das übrigens hier zu finden ist) schriftlich zusammengefasst. Ich hoffe, dass geschriebener Text und statische Bilder ebenfalls ausreichen, um den Vorgang der Erstellung eines Endlosmusters nachzuvollziehen. Falls nach dem Lesen noch Fragen offen bleiben: dafür gibt es u.a. die Facebook-Gruppe “Plottertante“. Schaut mal rein, dort wird immer prima geholfen!
[Falls sich irgendjemand fragt, wer diese „ich“ denn ist:
Ich bin Martina, Ü50, wohne in Münster (Deutschland), plotte leidenschaftlich gerne und bin Ende Januar 2019 Miriams Aufruf gefolgt, als sie jemanden suchte, der gerne schreibt. Ihr Ziel war es (unter anderem), euch ihre Videos auch schriftlich zur Verfügung zu stellen. Und da bin ich nun, und versuche einige der klassen Videos von der Plottertante in geschriebene Worte und unbewegte Bilder zu fassen. Ich hoffe, dass es mir gelingt, die Themen auch immer so gut verständlich rüber zu bringen, wie wir das alle von den Videos gewohnt sind.]
Also dann, los geht’s!
Viele wissen bestimmt schon, was Endlosmuster sind und wofür man sie verwenden kann. Trotzdem starte ich mit ein bisschen Theorie zum Thema.
Ein Endlosmuster ist – grob gesagt – ein Bild, das man, wenn man es kopiert, seitlich, über- und untereinander passgenau aneinanderfügen kann, ohne dass man einen Ansatz sieht. Endlosmuster sind also zum Beispiel zur Erstellung „digitaler Papiere“ geeignet. Das Muster wiederholt sich in alle Richtungen, ohne dass man sieht, wo das zu Grunde liegende Bild anfängt oder aufhört.
Bereits in der Basisversion des Silhouette Studios kann man diese „Musterkacheln“ neben, über- und untereinander kopieren und so ein eigenes Design-Papier erstellen, ausdrucken und daraus dann seine Formen ausschneiden. In der Business-Version kann man die selbst erstellten Endlosmuster auch als JPG abspeichern und erhält so ein eigenes Muster, mit dem man dann Flächen füllen kann, z.B. für Print&Cut-Projekte. (Das Endlosmuster kann dann einfach mittels „Drag and Drop“ in die Form gezogen, oder in der Bibliothek unter „Muster“ gespeichert und dann über das Füllmuster-Menü eingefügt werden.)
Wie werden jetzt aber Endlosmuster im Silhouette Studio erstellt?
Zunächst wird ein Quadrat in der Größe von z.B. 5 cm x 5 cm aufgezogen.
(Die Größe spielt hier keine Rolle, man kann auswählen, mit welcher Größe man selbst am besten arbeiten will oder kann.)
(Tipp: Wenn man beim Aufziehen der Form die „Shift“ (Hochstell)-Taste gedrückt hält, erhält man direkt ein Quadrat.)
Über das „Füllung“-Werkzeug hat man die Möglichkeit dem Quadrat eine passende Farbe für den Hintergrund zuzuweisen.
Als nächstes werden ein oder mehrere Designs benötigt, die man für das Muster verwenden möchte. Hier im Beispiel wird dafür das Plottertanten-Logo verwendet. Man kann aber natürlich jedes beliebige Bild oder Muster verwenden (z.B. Digistamps).
[Hier ist ein Hinweis nötig, der wieder mit etwas Theorie daherkommt:
Um später in der Bearbeitung keine unerwarteten Lücken zu bekommen, ist es wichtig zu wissen und zu beachten, dass es einen Unterschied zwischen JPG und PNG-Dateien gibt.
Beide Dateien sind IMMER rechteckig, auch wenn PNG-Dateien oft nicht so aussehen. Viele kennen das Problem vielleicht schon daher, dass man beim Schneiden von PNG-Digistamps gerne mal ein Rechteck erhält, und sich wundert, wo dieses denn nun wieder herkommt.
Und wo kommt es her? Es liegt an der unterschiedlichen Art, wie die Dateiformate die Grundfläche in einer Datei behandeln. JPG-Dateien haben immer eine „sichtbare“ Grundfläche (bei Digistamps in der Regel weiß), bei PNG-Dateien ist die Grundfläche in der Regel transparent, also durchsichtig. Liegen beide Designs auf weißem Hintergrund, sieht man erstmal keinen Unterschied. Verschiebt man sie aber auf farbige Flächen, bleibt bei einer JPG-Datei die weiße Grundfläche und somit die rechteckige Form sichtbar. Bei der PNG-Datei sieht man nur noch die tatsächlich „gefärbten“ Teile des Designs, die Grundfläche ist unsichtbar – aber trotzdem für das Programm noch da. Man kann sich das so vorstellen, als ob bei JPG-Dateien das Bild auf einem Blatt Papier liegt, bei PNG-Dateien auf einer Glasscheibe. Beim Positionieren der Designs kann es bei einer PNG-Datei also passieren, dass etwas von dem transparenten Bereich über den Rand des für das Endlosdesign angelegten Hintergrundes ragt. Wir sehen es nicht, das Programm bemerkt aber sehr wohl, dass da etwas ist. Dies würde im Laufe der weiteren Bearbeitung zu Problemen führen, da das Programm die unsichtbare Grundfläche mit „einrechnet“. Also gilt: PNG-Dateien zunächst nachzeichnen und ablösen, und erst dann verwenden! Dann ist alles „Unsichtbare“ abgetrennt, und kann keine Probleme mehr machen.]
Nun aber weiter mit dem eigentlichen Thema.
Das Design wird also geladen, in der Größe angepasst und in den Vordergrund gebracht – sollte es sich nicht bereits dort befinden.
Nun kann es auf das Quadrat gezogen werden. Das Design wird dann beliebig oft kopiert. (Es empfiehlt sich, auch (jeweils) eine Kopie zur Seite zu schieben – diese wird am Ende noch gebraucht.)
Die Kopien werden ganz nach persönlichem Geschmack auf dem Quadrat angeordnet.
Damit es nicht zu sortiert und langweilig wirkt, empfiehlt es sich, die einzelnen Kopien zu drehen und/oder zu spiegeln. Sinnvoll ist es, die Kopien nach der sogenannten „Diamantenmethode“ anzuordnen. Dabei werden die Designs so angeordnet, dass die Ecken des Quadrates zunächst noch freigelassen werden, und die Designs sich auf dem Rand eines vorgestellten Fünfecks befinden, also quasi die Form eines von der Seite betrachteten Diamanten nachbilden.
Zuletzt kann auch noch die Mitte des „Diamanten“ gefüllt werden. Das schönste Ergebnis erzielt man, wenn die Abstände der einzelnen Designs zueinander in etwa gleichmäßig sind. Es wird also so lange alles hin und her geschoben, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.
Nun werden die Kopien und das Quadrat gemeinsam markiert und gruppiert. Dies geht z.B. mit dem Shortcut „strg+g“ (bei Windows) bzw. „cmd+g“ (bei Apple)
Diese Gruppe wird dupliziert. Einmal nach rechts, einmal nach unten und einmal nach links.
Diese vier Quadrate werden wieder gruppiert, damit hier nichts mehr verrutschen kann.
Nun wird ein weiteres Quadrat in 5 cm x 5 cm aufgezogen, dieses kann man ebenfalls mit einer Farbe füllen, damit man es besser erkennen kann. Damit sie im Folgenden nicht stören, werden hier jetzt zunächst die Außenlinien der im vorigen Schritt erstellten Gruppe auf „unsichtbar“ gestellt.
Die Gruppe und das neue Quadrat werden gemeinsam markiert, und dann werden mit Hilfe des „Ausrichten“-Werkzeugs die Mittelpunkte übereinandergelegt.
Ab jetzt GUT aufpassen, dass nichts mehr verrutscht, wenn man irgendwo draufklickt! Die Mittelpunkte des großen und des kleinen Quadrates müssen ganz genau übereinander liegen. Zur Sicherheit kann man den „zentrieren“-Befehl auch nochmals wiederholen.
Wenn man die Transparenz des inneren (kleinen) Quadrates vorübergehend erhöht, sieht man schon, wie das Musterquadrat für das Endlosmuster einmal aussehen wird.
Da man nicht einfach den äußeren Rand abschneiden kann, (das funktioniert im Programm leider nicht), braucht es noch einen kleinen Trick.
Zu dem kleinen Quadrat in der Mitte wird ein Offset erstellt. Die Größe ist hier egal, man sollte es nur gut sehen können, und es darf nicht größer werden, als der Hintergrund.
Um besser zu erkennen, was weiter gemacht wird, kann man auch diesem Offset noch eine Farbe geben – hier wird es gelb gefärbt.
Das hintere Offsetquadrat (gelb) und das vordere Quadrat (pink) werden nun gemeinsam markiert (mit gehaltener Shift-Taste werden beide nacheinander angeklickt).
Dann klickt man mit der rechten Maustaste auf die gemeinsam markierten Quadrate, wodurch ein Menü aufklappt. Hier wird ausgewählt „Verknüpften Pfad erstellen“.
Dadurch werden die vordere Form (pink) und die hintere (gelb) vom Programm zueinander in Beziehung gesetzt, und die jetzt innere (pinke) Form erzeugt einen sogenannten „negativen Raum“ in der äußeren (gelben), also einen transparenten Bereich. Übrig bleibt dadurch nur ein gelber Rahmen, der aussieht wie eine Art Bilderrahmen, in dessen Mitte man das Quadrat im Hintergrund erkennt, welches wir am Ende erhalten möchten.
Zusätzlich zu diesem schon markierten gelben Rahmen wird mit gehaltener Shift-Taste durch Anklicken auch noch die Gruppe im Hintergrund ausgewählt.
Wenn beide Objekte markiert sind, kann mittels „Modifizieren“ „Subtrahieren“ die Fläche des gelben Rahmens vom Hintergrund abgezogen werden.
Auf diese Art hat man das innere Quadrat, also die Grundlage für das Endlosmuster, isoliert.
Wenn bis hierher alles richtig gemacht wurde, kann man den äußeren, abgeschnittenen Rahmen nun einfach in einem Stück zur Seite ziehen, und löschen.
Übrig bleibt das Musterquadrat für das Endlosmuster.
Da man am Anfang die Ecken des ersten Ausgangsquadrates frei gelassen hatte, ist nun in der Mitte des hier erhaltenen Quadrates noch relativ viel freie Fläche. Diese kann jetzt durch weitere Designs gefüllt werden. (Dafür sollte man sich am Anfang die separaten Kopien des bzw. der Designs an die Seite schieben, da es sein kann, dass wie hier alle verwendeten Designs angeschnitten werden, und somit keins mehr zum Auffüllen verwendet werden kann.)
Es wird wieder so lange aufgefüllt und in der Mitte hin und her geschoben, bis das Ergebnis dem eigenen Geschmack entspricht.
Das ausgeschnittene Musterquadrat für das Endlosmuster wird zusammen mit den in seiner Mitte ergänzten Designs markiert und gruppiert.
Und: Fertig!
Besitzer der Business Edition können die „Musterkachel“ nun als JPG speichern (markieren und „Datei“ „Auswahl speichern“), und dann Formen damit füllen. In den anderen Editionen des Studios kann man das gruppierte „Endlosmuster-Quadrat“ nun mehrfach zur Seite und nach unten und/oder oben duplizieren. Es ergibt sich ein Muster, das sich in alle Richtungen immer wieder wiederholt, ohne dass es zu „sortiert“ und langweilig aussieht, und in dem man keinerlei Ansätze erkennt.
Eben ein Endlosmuster!
Dies kann man dann ausdrucken und als Designpapier verwenden.
Oder man „hinterlegt“ damit auf dem Bildschirm bei Print&Cut die Formen. Das spart Tinte, weil dann nur die Bereiche des Papiers bedruckt werden, wo dann später auch geschnitten wird.
Viel Freude beim Erstellen eigener Muster, und zeigt gerne einmal her, was Euch so gelungen ist!
Bei Fragen könnt Ihr Euch natürlich auch gerne melden, dafür gibt es u.a. die Facebook-Gruppe “Plottertante“.
Viel Freude beim Nachmachen und bis zum nächsten Beitrag von mir!
7 Antworten
Das ist wirklich eine sehr detaillierte Beschreibung und einfach toll geschrieben! Vielen lieben Dank dafür.
Ich tue mich ja sehr schwer mit der Plottermaterie aber diese Beschreibung ist klasse!! Miriams Viedeos sind auch super, bei den schriftlichen Anleitungen gefällt mir die einfache Art nochmal zurück zu scrollen. Beim Video geht es mir Anfänger manchmal zu schnell und zurückspulen ist mir da umständlicher. Beschreibung und Video ergänzen sich wunderbar. Danke und weiter so, freue mich schon drauf.
Hallo zusammen, ich kämpfe mit dem Endlospapier erstellen, das Video auf You Tube ist so toll erklärt, aber bei mir kommt selbst nach dem 10ten Versuch einfach kein 5×5 cm Quadrat heraus und so passen die Quadrate nicht zueinander. Was mache ich bloß falsch???Bei mir bleibt immer ein 5,013 cm x 5,049 cm Quadrat über.
magst du mir mal alles schicken? dann schau ich mir das an! miriam@plottertante.de
Ich hatte keine Ahnung wie das geht. Ich wollte mich alleine durchwurschteln und es sah schlimm aus. Jetzt weiß ich wie es geht. Danke dafür. Tolle Erklärung
Eine wirklich tolle und auch verständliche Anleitung. Allerdings ließ sich bei mir das große Quadrat zum Schluss nicht als ein Teil lösen. Ich konnte nur einzelne Abschnitte trennen. Hier habe ich mir vorerst auf andere Weise weitergeholfen. Ist aber keine wirkliche Lösung.
Eine Frage habe ich dennoch: Wenn ich mein Papier mit meinem erstellten Muster fülle, habe ich immer weiße Ränder um jedes erstellte Quadrat. Auf jeden Fall, wenn ich das Muster kleiner als z.B. 50% skaliere. Kann ich hier einen schönen Übergang schaffen?
Liebe Sabine,
warum bei Dir “Einzelteile” übrig bleiben kann ich jetzt auch nicht mit 100% Sicherheit sagen. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Videos und des Beitrages funktionierte es so.
Ich habe das Ganze gerade nochmal ausprobiert, und stelle auch fest, dass anders als im Video und in meiner Beschreibung nach dem “Subtrahieren” auf einmal alles in Einzelteilen vorliegt (auch im inneren Quadrat – das ist bei Dir vermutlich auch so), und ehemals vorgenommene Gruppierungen gelöst wurden. Ich vermute jetzt mal, dass das seit irgendeinem Update vom Silhouette Studio so ist – früher hat es anders funktioniert, wie man ja auch im Video sieht.
Es wird wohl keine andere Möglichkeit geben, als rundrum alles einzeln zu löschen, und dann die “Innenteile” des Musters wieder zu gruppieren.
Die weißen Ränder beim Skalieren sind meist nur Darstellungsprobleme des Bildschirms. Die weißen Ränder verschwinden auch in der Regel, wenn man in das Bild hineinzoomt. Hast Du schon einmal versucht, das Ganze dann auszudrucken? Dabei erhält man normalerweise dann ein sauberes Bild.